Das zweite DJIV Technische Meeting (DTM 2018) – organisiert vom Deutsch-Jemenitischen Ingenieur-Verein e.V. (DJIV) – fand im Zeitraum vom 22 – 23 September in der deutschen Hauptstadt Berlin unter dem Motto: „Förderung der deutsch-jemenitischen Zusammenarbeit zur Wiederherstellung der Entwicklung im Jemen in akademischen und technischen Bereichen“ statt.
Das erste DJIV Technische Meeting fand im vergangenen Jahr 2017 in Bonn statt, wo sich eine hochqualifizierte Gruppe von jemenitischen Ingenieuren und Wissenschaftlern versammelt hat. Das Ziel dieses Treffens war es, die ersten Grundsteine für die zukünftigen Veranstaltungen zu etablieren. Im Rahmen der Planung für das DTM 2018 war das Hauptziel, neue Horizonte für die Zusammenarbeit zwischen dem DJIV und deutschen Organisationen im Bereich der internationalen Kooperation zu öffnen und die Wiederherstellung der Entwicklung im Jemen in akademischen und technischen Bereichen zu fördern. Außerdem war das sekundäre Ziel des DTM 2018, die Kommunikation zwischen jemenitischen Wissenschaftlern und Ingenieuren in Deutschland und in den übrigen europäischen Ländern zu verstärken.
Das Programm der Veranstaltung umfasste insgesamt drei Sitzungen.
In der ersten Sitzung hat Dr. Samih Al-Areqi (Vorsitzender des DJIV) die Vision sowie die Strategie des DJIV für die nächsten Jahre vorgestellt, die auf der Basis der Stärkung der Zusammenarbeit zwischen den deutschen und jemenitischen Organisationen in den akademischen und technischen Bereichen beruhen werden. Danach hielt Professor Hilal Lashuel (EPFL, Schweiz) einen Vortrag über das Thema „Warum die Welt den Jemen braucht“. Sein Vortrag konzentrierte sich auf eine nachhaltige Kooperation zwischen dem Jemen und Deutschland als Alternative für die bisherigen Hilfsprogramme, die nur eine vorübergehende Lösung für die Probleme im Jemen darstellen. Der zweite Vortrag wurde von Dr. Bassim Aklan (zweiter Stellvertreter des DJIV) über eine laufende Zusammenarbeit zwischen dem DJIV und dem Deutsch-Jemenitischen Ärzteverein (DJAEV) gehalten. Bei dieser Kooperation geht es um eine fachliche Beratung der DJIV-Ingenieure im Bereich der Medizintechnik, wobei die von deutschen Krankenhäusern gespendeten Geräte bezüglich deren Funktionstüchtigkeit vor deren Einsatz in jemenitischen Krankenhäusern geprüft werden und diese für den Export vorbereitet werden. Außerdem können die DJIV-Ingenieure in Zusammenarbeit mit den lokalen jemenitischen Ingenieuren zur Installation und Wartung dieser Geräte in den jemenitischen Krankenhäusern beitragen.
In der zweiten Sitzung führte Dr. Christian Hülshörster, Leiter des Bereichs Stipendienprogramme Süd beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), in seinem Vortrag in die aktuellen Aktivitäten sowie Förderprogramme des DAAD im Nahen Osten und die Möglichkeiten für die Bereitstellung von speziellen Stipendienprogrammen für die jemenitischen Studenten und Akademiker ein. In diesem Zusammenhang verwies er auf die Schwierigkeiten, eine ausreichende Finanzierung von der deutschen Regierung zu erhalten, um jemenitischen Studenten mehr Stipendien zu gewähren, die gerne nach Deutschland zum Studium kommen wollen oder für diejenigen, die hier in Deutschland keine Stipendien mehr aufgrund der schlechten politischen Situation im Jemen erhalten. Allerdings hatte er in seiner Rede betont, dass die DAAD derzeit daran arbeitet, diese Schwierigkeiten zu überwinden, und die jemenitischen und deutschen Organisationen zu ermutigen, die deutsche Bundesregierung dazu aufzufordern, spezielle Stipendienprogramme für jemenitische Studenten anzubieten. Diese speziellen Stipendienprogramme sollen den Erwerb von Führungsqualitäten zur Bewältigung der nächsten Phase nach der Kriegskrise neben den akademischen Leistungen ermöglichen.
Dann präsentierte Dr. Samih Al-Areqi, der DJIV-Vorsitzende, das Projekt „Partnerschaften zwischen deutschen und jemenitischen Universitäten“. Er wies in seiner Präsentation darauf hin, dass der DJIV den schnellen technologischen Fortschritt im Bereich der Online-Bildungsplattformen (MOOCs) nutzen will, um Universitätskurse für Studenten an den jemenitischen Universitäten anzubieten, die von jemenitischen Akademikern außerhalb vom Jemen organisiert werden. Danach endete diese Sitzung mit einer kurzen Vorstellung der Deutsch-Jemenitischen Gesellschaft (DJG) seitens des Stellvertreters Herrn Achim Schlott. Er erläuterte die Aussichten für die Zusammenarbeit zwischen dem DJIV und der DJG. Die DJG ist eine der ältesten Organisationen, die an der Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Jemen und Deutschland interessiert ist und arbeitet heutzutage immer noch daran, die kulturellen Aspekte vom Jemen in Deutschland hervorzuheben.
In der letzten Sitzung des ersten Tages hielt Dr. Volker Hamann, Leiter des Projekts „Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit von jemenitischen Jugendlichen im Sekundarschulalter“ bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), einen Vortrag über die Entwicklungsprojekte, die derzeit von seiner Organisation im Jemen durchgeführt werden. Obwohl die deutschen GIZ-Mitarbeiter den Jemen wegen des Krieges verlassen mussten, setzt die Organisation ihre Entwicklungsprojekte im Jemen durch eine große Anzahl jemenitischer Mitarbeiter fort. Er diskutierte auch die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zwischen dem DJIV und der GIZ in zukünftigen Projekten in den Bereichen Solarenergie, öffentliche Gesundheit und Rehabilitation von jemenitischen Frauen. Dann sprach Dr. Marwan Dhamrin der Toyo Aluminium K.K., Japan, über die Zukunft der Solarenergie im Jemen und die damit verbundenen Herausforderungen, darunter das Fehlen einer Aufsichtsbehörde zum Verbraucherschutz vor getäuschten Produkten (Batterien) sowie das Fehlen lizenzierter Ausbildungsprogramme und die Akkreditierung von Arbeitnehmern im Solarsektor. Anschließend stellte Herr Dawud Ansari des Energy Access and Development Program (EADP) ein effizientes Wirtschaftsmodell für die Nutzung von Solarenergie in jemenitischen ländlichen Gemeinden vor. Dieses Modell beruht auf dem Verkauf der Überschüsse, die das ländliche Haus aus Sonnenenergie erzeugt, an Nachbarhäuser, deren Energieproduktion nicht ihren Bedarf deckt.
Das Programm am zweiten Tag beinhaltete eine Reihe von interessanten wissenschaftlichen Vorträgen. Die erste Sitzung begann mit einem Vortrag von Dr. Akram Alomainy der Queen-Mary University of London über die Nutzung elektromagnetischer Technologie im Bereich der Gesundheitsversorgung. Er beleuchtete den beschleunigten Fortschritt bei der Anwendung von Nano-Sensoren zur Erforschung der inneren Organe des menschlichen Körpers. Diese von den Sensoren gesammelten Informationen ermöglichen den Ärzten Einblicke in den Zustand dieser Organe für die genaue Diagnose und frühzeitige Prävention von Krankheiten. Danach stellte Dr. Bassim Aklan vom Klinikum der Universität München eine neue Therapiemethode für Patienten mit Weichteilsarkomen vor. In dieser Therapie wird die Hyperthermie entweder mit Chemo- und/oder Radiotherapie kombiniert. Während dieser Therapie wird das Tumorvolumen lokal bis zu 43°C erwärmt, um die Tumorzellen für die Chemo- und Radiotherapie zu sensibilisieren. Zur Reduktion der Nebenwirkung der aggressiven Chemotherapie werden derzeit sogenannte Liposomen (Nano-Partikel), gefüllt mit Tumorgift und Kontrastmittel für die MRT-Bildgebung, entwickelt, um das Gift präzise und lokal an die Tumorzellen abgeben zu können.
In der zweiten Sitzung stellte Prof. Ralf Borndörfer von der Freien Universität Berlin und Zuse-Institut Berlin Mathematikanwendungen über Wegoptimierung in Transport und Luftfahrt vor. Herr Borndörfer entwickelte in einem Forschungsprojekt zwischen seiner Forschungsgruppe am Zuse-Institut und Lufthansa Systems effiziente Algorithmen zur Berechnung der kürzesten Flugrouten zwischen zwei Flughäfen. Danach sprach Dr. Omer Alkhnbashi von der Universität Freiburg über die Anwendungen der Informatik in der Biologie, speziell im Bereich DNA-Modifikationen. Er gab einen Überblick über die Technologie von CRISPR-Cas 9 zur Veränderung der Gene, die einer Abwehrmethode der Bakterien zur Beseitigung der DNA von angreifenden Viren dient. Zum Schluss gab Dr. Mohammed Alrifai von Volkswagen AG einen Überblick über künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen. Er erörterte dann die wichtigsten Unterschiede zwischen den verschiedenen Methoden des maschinellen Lernens, nämlich Unüberwachtes Lernen, Deep Learning und Reinforcement Learning.
In der letzten Sitzung des zweiten Tages wurden die folgenden jemenitischen Studenten ausgezeichnet, die den Wettbewerb für „Beste Abschlussarbeit“ gewonnen haben, der vom DJIV organisiert wurde.
o Erster Platz: Taha Al-Rahabi, Masterabschluss, Technische Universität Berlin
o Zweiter Platz: Khaled Al- Gumaei, Masterabschluss, Universität Göttingen
o Dritter Platz: Adel Ahmed, Masterabschluss, Technische Universität Berlin
Die Gewinner der ersten drei Plätze erhielten Urkunden. Darüber hinaus erhielt der erste Gewinner einen Preis in Höhe von 300 Euro. Der Gewinner des ersten Platzes präsentierte seine Abschlussarbeit in einem kurzen Vortrag. Danach wurde DTM 2018 mit einem Treffen der DJIV-Mitglieder abgeschlossen, in dem die Anmerkungen der Mitglieder über den Verlauf der Veranstaltung diskutiert wurden. Danach wurde Dr. Khaled Rashed als Organisator für das nächste technische Meeting (DTM 2019) bestellt. Am Ende des Treffens stellte der erste Stellvertreter des DJIV, Dr. Adel Al-Hezmi, die Tagesordnung für die kommende jährliche Mitgliederversammlung im März 2019 vor. Außerdem diskutierte er einen Entwurf für die Entwicklung eines Auswahlsystems für Projekte und Bewertung der DJIV-Bereitschaft zur Umsetzung dieser Projekte.
Das DTM 2018 wurde von insgesamt 80 Teilnehmern besucht, von denen die meisten jemenitischen Ingenieurinnen und Ingenieure aus verschiedenen deutschen Städten kamen und einigen jemenitischen Ingenieuren, die aus den Niederlanden kamen. Die Teilnehmer lobten das Niveau der Organisation und die hohe Qualität der Vorträge.
Wir können zusammenfassend sagen, dass der grundlegende Erfolg dieser Konferenz darin lag, viele jemenitische Akademiker und Ingenieure zusammen mit deutschen Experten im Bereich der internationalen Zusammenarbeit an einen Ort zu bringen um die gemeinsamen Arbeitsmöglichkeiten zur Wiederherstellung der Entwicklung im Jemen zu ermöglichen. Wir können aber auch sagen, dass diese Konferenz darüber hinaus erfolgreich war, indem der DJIV-Vorstand offizielle Einladungen von dem DAAD und der GIZ erhielt, um Gespräche zur Identifizierung spezifischer Projekte im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen dem DJIV und diesen beiden Organisationen zu führen.
Vor dem Abschluss dieses Berichts möchten wir allen danken, die sich für den Erfolg der DTM 2018 eingesetzt haben, insbesondere den Rednern der jemenitischen Wissenschaftler und Ingenieure sowie den Vertretern der deutschen Organisationen. Ein besonderer Dank geht an die Freie Universität Berlin, vertreten durch Prof. Ralf Borndörfer, der Gastgeber dieser Veranstaltung war.
Nicht zuletzt wäre diese Veranstaltung nicht möglich ohne die großen freiwilligen Bemühungen des Organisationskomitees, vertreten durch seinen Vorsitzenden, Dr. Kamal Al-Bawani und seine Mitglieder Dr. Samih Al-Areqi, Dr. Bassim Aklan, Rami Alareki und Khaled Al-Hushibiri, die sich seit Anfang dieses Jahres 2018 auf die Konferenz vorbereiteten.
Wir danken auch den Mitgliedern des Programmkomitees: Dr. Khaled Rashed (Vorsitzender), Dr. Kamal Al-Bawani, Dr. Hussein Al-Shatri und Dr. Abdul Aziz Jamel, die die wissenschaftlichen Vorträge und die Gewinner für den Beste-Abschlussarbeit-Wettbewerb ausgewählt haben. Wir danken auch den Mitgliedern des Medienkomitees: Mohammed Al-khameri (DJIV-Medienbeauftragter) und seinem Team Osama Barakat, Sami Al-Karimi, Hassan Al-shootfa, Taha Al-khameri und Amro Al-amodi die an der Werbung und Aufnahme der einzelnen Beiträge dieser Konferenz teilgenommen haben. Ebenfalls danken wir den Mitgliedern des lokalen Organisationskomitees: Hashem Al-kuhlani, Fahmi Al-Hamdani, Mohammad Al-Mahfadi, Dr. Mursal Baggash, Osama Abdulsattar, Mohamed El-Shulaif, Adel Ahmed, Bassam El-Moneifi, Mohammed Al-Mashraee und Saleh Sahloul, die die organisatorischen Aktivitäten auf dem Konferenzgelände übernahmen.
Wir hoffen, dass unsere Bemühungen mit Erfolg bei der Umsetzung der Ergebnisse der Konferenz belohnt werden. Dies ist unseres Erachtens die schwierigste Aufgabe, die in Zukunft konzentrierte Anstrengungen erfordert. Wir rufen daher alle DJIV-Mitglieder auf, sich ehrenamtlich in unserem Verein für das Wohl unserer Heimat und der Gesellschaft, in der wir leben, einzusetzen.
Der Deutsch-Jemenitische Ingenieur-Verein (DJIV)
Berlin, 26.09.2018